Antrag der FBO im Kreis: Attraktives ÖPNV-Angebot für die Nordhälfte des Kreises Stormarn
Daseinsvorsorge sichern - Verkehrswende voranbringen:
Attraktives ÖPNV-Angebot für die Nordhälfte des Kreises Stormarn
Auf der Homepage des Kreises Stormarn heißt es zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV):
„Der ÖPNV soll eine ausreichende Bedienung der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen in allen Teilen des Landes gewährleisten und zu einer attraktiven und umweltfreundlichen Alternative zum MIV weiterentwickelt werden.“
Dieser Aufgabe wird der Kreis Stormarn bisher in keiner Weise gerecht. Der Regionalverkehrsplan (RVP) von 1998 des Kreises Stormarn dokumentiert schonungslos die auch nach Beschluss des neuen RVP heute weiterhin bestehende krasse Zweiteilung des Kreisgebietes:
Während in der Südhälfte des Kreises das Angebot immer weiter perfektioniert wurde und wird (was grundsätzlich zu begrüßen ist!), neue Bahnhaltestellen eingerichtet werden und auch Mittel zum Beispiel aus öffentlichen Förderungen wie „Överkant“ fast ausschließlich dem Südkreis zu Gute kommen, wird der Nordhälfte des Kreises dagegen bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt und keine ausreichenden finanziellen Ressourcen zur Schaffung eines attraktiven ÖPNV zur Verfügung gestellt.
Ergebnis ist das traurige ÖPNV-Angebot des Kreises in der Nordhälfte und die Zweiteilung des Kreises in einen gut versorgten Süd- und einen fast vergessenen Nordkreis, deren Ungleich-behandlung und Auseinanderentwicklung dadurch immer mehr verfestigt wird.
Eine Verkehrswende setzt voraus, dass zunächst ein attraktives alternatives Angebot geschaffen wird. Es ist daher höchste Zeit, die über Jahrzehnte statt gefundene Vernachlässigung zu beenden und den Bedürfnissen der Menschen der Nordhälfte des Kreises Stormarn auch beim ÖPNV-Angebot die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken wie den Menschen in der Südhälfte.
ANTRAG: Der Verkehrsausschuss / Hauptausschuss / Kreistag möge beschließen:
Der Landrat wird beauftragt, bis spätestens zum 3. Quartal 2024 eine Neukonzeption zum Aufbau eines gleichwertigen ÖPNV-Angebotes für das Kreisgebiet nördlich der Gemeinden Ahrensburg und Trittau in Auftrag zu geben, deren Ergebnisse so rechtzeitig vorliegen, dass zum Fahrplanwechsel 2025 die entsprechende Umsetzung gewährleistet werden kann. Dabei sind auch kreisübergreifende Linien und Angebote zu zentralen Orten in den Nachbarkreisen (u.a. Norderstedt/Flughafen, Nahe, Leezen, Sandesneben/Mölln) sowie der Hansestadt Lübeck zu schaffen. Angestrebt werden Zwei-Richtungs-Bedienungen auf direkten neu zu entwickelnden Linien, die u.a. die bisherigen unattraktiven Schülerbeförderungs-Ein-Richtungs-Ringverkehre ablösen und kreisübergreifend Orte auch in den Nachbarkreisen mit einbeziehen, so dass das neue ÖPNV-Angebot dann für die Gesamtbevölkerung ganztägig sinnvoll und verfügbar sowie als (ergänzende) Alternative zum (motorisierten) Individualverkehr auch für den Weg von und zur Arbeit, Schule, zum Einkauf und Arzt usw. genutzt werden kann.
Zur Vorbereitung und Begleitung der Auftragnehmer wird eine Lenkungsgruppe eingerichtet, zu deren Treffen neben Mitarbeitenden der Verwaltung je ein Mitglied der Fraktionen sowie die fraktionsfreien Abgeordneten eingeladen werden.
Bis zur Einführung des neu konzeptionierten ÖPNV-Angebotes in der Nordhälfte des Kreises wird als unverzüglich zu realisierende Sofortmaßnahme der Angebotstakt für die Anruf-Sammel-Taxi Linien 8119, 8129 und 8139 auf 2 Bedienungen pro Stunde an Werktagen und an Sonn- und Feiertagen stündlich im Zeitraum von 6 Uhr-23 Uhr ausgeweitet. Die neuen Angebote sind zu bewerben. Die Abfahrtszeiten haben sich zur Steigerung der Attraktivität des Angebotes verstärkt am Fahrplan der Bahnhalte und (sofern existent) überregionalen Verbindungen zu orientieren.
Im Falle der Übernahme der Finanzierung von ioki/hvv hop durch den Kreis im Raum Trittau/Brunsbek/Lütjensee oder Ahrensburg ist unverzüglich auch für die Nordhälfte des Kreises Stormarn ein ergänzendes flächendeckendes Angebot eines angebotsgleichen On-Demand-Services einzuführen und die Angebotsfinanzierung unter Befreiung der Nutzer von der Zahlung des hvv hop-Aufpreises dauerhaft durch den Kreis Stormarn zu gewährleisten.
Entsprechende finanzielle Mittel werden über den ersten Nachtragshaushalt 2024 bereitgestellt.
Matthias Rohde
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